Stoßwellentherapie (ESWT)

Wer an einer chronischen Entzündung der Sehnenansätzen am Schultergelenk, an der Patellaspitze (Patellasehne), an der Achillessehne, am großen Rollhügel der Hüfte oder an einem Schienbeinkantensyndrom leidet oder an einem Fersensporn, an einem Tennis- oder Golferellenbogen, einer Kalkschulter oder an einer sogenannten Pseudarthrose, die aufgrund einer unvollständigen Knochenbruchheilung entsteht, dem ist eine Stoßwellentherapie zu empfehlen. Die Stoßwellentherapie ist ebenso für eine Triggerpunkttherapie bei Muskelverhärtungen einsetzbar.

Die geschichtliche Entwicklung der Stoßwellentherapie

Vor über 20 Jahren wurde ursprünglich die Stoßwelle in der Urologie für die Behandlung von Nieren- und Harnleitersteine eingesetzt. Später wurdenauch Gallensteine ohne Operation zertrümmert und entfernt. Was zunächst eine unvermeidliche Operation mit sich zog, konnte somit in zahlreichen Fällen mit einer extrakorporalen Stoßwellentherapie in schonender Weise behandelt werden. Schon in den 90er Jahren ist in der Orthopädie erstmals die Stoßwellentherapie benutzt worden. Aufgrund eines Zufalles konnte die Wirksamkeit der Stoßwellen auf das Knochengewebe entdeckt werden. Bei einer Pseudarthrose oder „Falschgelenkbildung“ wurde mittels der Stoßwellen eine Heilung durch Knochendurchbauung angeregt. In der Folgezeit ist intensiv und systematisch nach weiteren Wirkungen geforscht worden, sodass heutzutage mehr über die biologische Wirkung bekannt ist.

Was ist eigentlich eine Stoßwellentherapie?

Die extrakorporale Stoßwellentherapie ist unter weiteren Synonymen bekannt, und zwar  hochenergetische Stoßwellenbehandlung, radiale Stoßwellentherapie, ESWL, ESWT und Stoßwellenlithrotripsie. Die Stoßwellen, die bei einer Stoßwellentherapie ausgesendet werden, sind im Grunde kurze, mechanisch-akustische energiereiche Wellen, die durch wasserhaltiges Gewebe oder Wasser ohne eine festzustellende Abschwächung fortgeleitet werden. Ebenso elastisches Körpergewebe, wie Fettgewebe und Muskeln, sind in der Lage die Stoßwellen einfach weiterzuleiten. Wenn jedoch die Stoßwelle auf Gewebsbestandteile trifft, wie beispielsweise auf Kalkablagerungen in Sehnen, Gallensteine oder Nierensteine, kann sich die enthaltene Energie der Stoßwelle entladen. Ihr Einfluss auf den festen Widerstand im Körpergewebe führt zur mechanischen Zertrümmerung der schädlichen Fremdkörper.

Bei welchen Leiden ist eine Stoßwellentherapie erfolgreich?

In der Medizin wird die Stoßwellentherapie auf viele Arten eingesetzt. Sie ist vor allem dann hilfreich, wenn ein Eingriff tief im Gewebe des Körpers nötig ist, ohne das eine Operation durchgeführt werden soll. In der Orthopädie sind zahlreiche Anwendungsgebiete für eine Stoßwellenbehandlung entwickelt worden. Es können mit der Stoßwelle auch Verletzungen, Entzündungen und Verkalkungen behandelt werden. Wie schon oben erwähnt sind mit der Stoßwellentherapie Sehnenansatz-Entzündungen sowie schlecht heilende Knochenbrüche heilbar. Die Stoßwelle beschleunigt generell den Heilungsprozess im Gewebe. Sie fördert die Bildung von körpereigenen Botenstoffen, die Heilungsprozesse ermöglichen. Die exakten Wirkmechanismen sind allerdings bis zum heutigen Tage nicht vollkommen detailiert bekannt.

Im Detail gelten folgende biologische Wirkungen der Stoßwellenbehandlung mittlerweile als gesichert:

  • die Stimulierung des Knochenwachstums
  • das Ausschütten biologisch aktiver Substanzen zur Stoffwechselaktivierung der betroffenen Gewebe mit einer nachfolgenden Reparation
  • die Bildung neuer Blutgefäße in der erkrankten Körperregion
  • eine Schmerzlinderung durch Zerstörung von Schmerzrezeptoren

Unterschiedliche Arten von Stoßwellen kommen zum Einsatz

Es sind Stoßwellen mit verschieden starker Energie bekannt. Die niederenergetische Stoßwellentherapie wird vor allem bei der Schmerztherapie eingesetzt, wie beispielsweise bei einer oberflächlichen Sehnenansatztendinopathie (Achillodynie, Golferellenbogen). Die Wirkung kann bei Bedarf durch eine wiederholte Anwendung der Stoßwellentherapie verstärkt werden. Die mittelenergetischen Wellen dringen tiefer in das Körpergewebe ein und sind am Besten bei einer Tendinitis calcarea (Kalkschulter) einsetzbar. Aufgrund der Schmerzen, die bei der Stoßwellenbehandlung auftreten, ist eine örtliche Betäubung möglich aber nicht immer notwendig. Die hochenergetischen Stoßwellen werden bei einer bindegewebigen Fehlverheilung der Knochen, im Fachjargon „Pseudarthrose“ genannt, eingesetzt.

Wie sieht es mit der praktischen Durchführung aus?

Der sogenannte Therapiekopf wird auf die Haut mit einer Art Kontaktgel auf dem zu behandelnden Bereich angekoppelt. Daraufhin ist die Anzahl sowie die Stärke der Impulse einzustellen. Die Applizierung der Stoßwellen wird in einer energieflussdichteabhängigen Frequenz durchgeführt. Es kann vorkommen, dass anfänglich einer Behandlung Schmerzen verstärkt auftreten können, vor allem wenn entzündetes Gewebe getroffen wird. Eine Betäubung des betroffenen Gebietes ist nicht unbedingt notwendig. Mit der Zeit verbessert sich gewöhnlich die Schmerzempfindlichkeit. Normalerweise werden fünf Behandlungen im Wochenrhythmus durchgeführt. Eine Therapiesitzung dauert maximal zwischen 5 bis 15 Minuten. Schwere Komplikationen entstehen bei einer fachgerechten Anwendung nicht. Jedoch können vereinzelt kleine Blutergüsse und Schwellungen auftreten und es kann zu einer vorübergehenden Schmerzverstärkung kommen.